Ihr Weg zu uns
Zunächst bitten wir Sie um eine erste telefonische Kontaktaufnahme mit dem Autismus-Therapiezentrum (Ansprechpartnerin: Conny Zoschke).
Sie erhalten von uns einen Antrag auf Kostenübernahme. Dieser wird dann von Ihnen beim zuständigen Amt (Jugendamt oder Sozialamt) eingereicht. Voraussetzung hierfür ist die Diagnose „Autismus“, in allen Variationen. Sollte noch keine Diagnose vorhanden sein, benennen wir Einrichtungen, die Diagnosen und fachliche Gutachten erstellen.
Nach der Kostenübernahme des zuständigen Kostenträgers nimmt die therapeutische Leitung mit den Eltern Kontakt auf und benennt den zuständigen Therapeuten. Dieser vereinbart dann einen Erstkontakt mit den Eltern.
Beobachtungsphase: Nach einer Phase der Eingewöhnung und des Kennenlernens (des Klienten und dessen sozialen Umfeldes) prüft der Therapeut den aktuellen Entwicklungsstand, die Stärken und die Schwächen des zu Fördernden ab. Hierzu dienen neben Befragungen der Eltern (Fragebögen), Beobachtungen und ggf. der Einsatz spezielle Eingangs- und Verlaufsdiagnostik.
Auf der Grundlage der Beobachtungsphase wird ein individueller Therapieplan entwickelt (in dem Schwerpunkte der Arbeit, Ziele und entsprechende Methoden, die zur Anwendung kommen festgehalten werden). Außerdem erfolgt die Festlegung des Therapieortes und der Zeit. Im Rahmen des therapeutischen Förderprozesses findet ein regelmäßiger Informationsaustausch mit Eltern und Bezugspersonen statt.
Die Kostenträger bewilligen die Förderung durch das Autismus-Therapiezentrum in der Regel für jeweils ein Jahr, eine Fortsetzung der Maßnahme wird dann erneut von uns und den Erziehungsberechtigten/Klienten beantragt. Der Therapeut erstellt mindestens jährlich Entwicklungsberichte. Die therapeutische Förderung findet i.d.R. über mehrere Jahre, ein- bis zweimal wöchentlich statt.
Für wen sind wir da/ Einzugsgebiet
Mobile und ambulante Arbeitsweise
Die ambulante Arbeitsweise ermöglicht die Räumlichkeiten der Therapiezentren zu nutzen, die speziell für alle Notwendigkeiten einer autismusspezifischen Förderung ausgestattet sind.
Unser Angebot für Menschen mit Autismus und Eltern
- Allgemeine Beratungsangebote für Eltern, Institutionen und soziales Umfeld
- Vermittlung zu Fachärzten
- Einzeltherapeutische Förderung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störungen
- Durchführung von Förder- und Verlaufsdiagnostik
- Begleitung in verschiedene Lebensbereiche wie: Integration in Kindertageseinrichtungen und Schulen, Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten
- Umfeldarbeit (Information, Beratung und Unterstützung)
- Kontaktmöglichkeiten und Gesprächsrunden mit anderen Eltern (Erfahrungsaustausch)
- Institutionsberatung
- Vermittlung zu anderen sozialen, pädagogischen und medizinischen Einrichtungen
- Weiterbildungsangebote im Autimus-Therapiezentrum sowie Inhouse-Seminare
(Bild)
Therapeutische Fördermethoden
- Förderdiagnostische Verfahren
- Verhaltenstherapeutisch orientierte Lernprogramme
- Differentielle Beziehungstherapie
- Aufmerksamkeits-Interaktions-Therapie
- TEACCH (Lernprogramm)
- PECS (Kommunikationssystem)
- Sensorische Integration
- Affolter-Therapie
- Sozialtraining
- Sozialtrainingsgruppen
- Entspannungsverfahren
- Spieltherapie
- Umgang mit Aggressionen
- Sprachanbahnung, Sprachförderung
Notwendigkeit
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen sind aufgrund der Art und Komplexität des Störungsbildes auf ein autismus-spezifiziertes, umfassendes und flexibles Therapie- und Förderangebot angewiesen. Das Behinderungsbild erfordert eine ganz individuelle, frühzeitige, umfassende Förderung der betroffenen Menschen und eine Beratung und Anleitung ihrer Betreuungspersonen sowie die Koordinierung des sozialen Umfeldes und weiterer Förderinstitutionen.
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen benötigen im erheblichen Maße Unterstützung bei allen Lern- und Entwicklungsprozessen, da sich diese Prozesse, besonders im sozialen und kommunikativen Bereichen, kaum wie bei gesunden Menschen von alleine entfalten. Deshalb sind diese Menschen verstärkt auf, von außen kommenden, Anreize angewiesen. Betroffene sprechen nicht oder nur schwer auf herkömmliche, sich bei anderen Störungsbildern, bewährten Fördermethoden und Strategien an (z.B. gemeinsames Tun; gemeinsame und geteilte Aufmerksamkeit auf das, was zu lernen ist). Ohne spezielle, therapeutische Fördermaßnahmen besteht die Gefahr einer sozialen Ausgrenzung. Ohne adäquate Hilfe und Förderung kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Verstärkung der autistischen Verhaltensauffälligkeiten und zur Entwicklung weiterer psychiatrischer Krankheitsbilder.
So fern das Sörungsbild nicht umfassend bekannt ist und nicht speziell berücksichtigt wird, besteht die Gefahr, dass unwirksame Maßnahmen über Jahre angeboten und erfolgreiche Unterstützung und soziale Integration verhindert werden. Symptome und Sekundärstörungen manifestierenund etablieren sich. Je älter Betroffene bei Beginn der Förderung sind, umso massiver ist ihre autistische Verhaltensstörung (neben der eigentlichen Kernsymptomatik).
Ursache
- Genetische Faktoren
- Hirnschädigungen/Hirnfunktionsstörung
- Biochemische Besonderheiten
Häufigkeit
Prognose
Früherkennung
Früherkennungszeichen:
Bereich Wahrnehmung
- reagiert auf bestimmte akustische Reize gar nicht, scheint taub zu sein
- hat eine Vorliebe für bestimmte andere Geräusche
- dreht sich am Ende des siebten Monats nach einer Schallquelle oder einer Berührung nicht um
- kratzt häufig und lang andauernd auf bestimmten Oberflächen
- fixiert häufig und lang andauernd bestimmte visuelle Muster
Sprachverhalten
- bildet am Ende des 5. Monats noch keine Silben
- macht am Ende des 7. Monats noch nicht durch Sprechlaute auf sich aufmerksam ( z.B. "da-da")
- spricht am Ende des 9. Monats noch keine Silben nach
- spricht am Ende des 12. Monats noch kein Wort in der Kindersprache
Bereich Sozialverhalten
- lacht am Ende des 3. Monats oft nicht, wenn es von der Bezugsperson angesprochen wird bzw. sie ihr Gesicht nahe vor ihm bewegt ( scheint sie nicht zu kennen )
- streckt am Ende des 6. Monats nicht die Arme nach der Bezugsperson aus
- scheint am Ende des 6. Monats nicht hochgehoben oder beschäftigt werden wollen ( scheint mit sich selbst zufrieden zu sein, "ruhiges Baby" )
- macht am Ende des 10. Monats noch nichts nach
- zeigt am Ende des 12. Monats nicht auf Gegenstände der Umwelt ( zeigt "wenig Interesse" )
- spielt nicht wie andere Kinder, sondern beschäftigt sich mit immer denselben, gleichartigen Tätigkeiten
Bereich Motorik
- kraftlose, schlaffe bzw. wenig anschmiegsame, starre Körperhaltung auf dem Arm ( wirkt "schwer")
- lang andauerndes Bewegen und Drehen der Hände im Gesichtsfeld, vor den Augen
- lang andauerndes Bewegen und Drehen von bestimmten Lieblingsgegenständen im Gesichtsfeld, vor den Augen
- motorische Erkundung der Umwelt gering
Weitere Auffälligkeiten
- verschiedene Störungen bei der Nahrungsaufnahme
- damit verbundene Störungen in den Ausscheidungsfunktionen
- lang andauernde unerklärliche Wein- und Schreiphasen
- lang andauernde Phasen hoher Erregung bzw. tiefer Apathie
- Schlafstörungen
- insgesamt ein ungewöhnlich ruhiges Allgemeinverhalten
- gesundes attraktives Äußeres
Vorsorgeuntersuchungen:
U2 (3.-10. Lebenstag): keine typischen Symptome bekannt.
U3 (4.-6. Lebenswoche): häufiges Schreien, aber nicht als Signal für Befinden, z.B. nicht bei Hunger.
U4 (3.-4. Lebensmonat): kein Lachen oder reaktives Lächeln. Kein Erkennen des Gesichts der Mutter.
U5 (6.-7. Lebensmonat): kein Interesse für Spielzeug. Kein Entgegenstrecken der Arme. Beim Hochnehmen Steifheit oder Erschlaffung. Kein Anlehnen des Kopfes. Kein Lallen.
U6 (10.-12. Lebensmonat): fehlendes Interesse an der Umwelt. Zufriedenheit mit sich selbst. Lange Wein- und Schreiphasen. Häufige Stereotypien (Schaukeln, an Gegenständen schaben etc.). kein Spiel, nur stereotype Bewegung von Spielzeug. Kein Blickkontakt mit Bezugspersonen; keine Unterscheidung einzelner Personen. Fehlende Hinwendung zu Schallreizen; wie taub. Kein Hinzeigen auf Personen oder Gegenstände. Keine Imitation von Bewegungen. Verzögerte Sprachentwicklung, monotones, fremdartiges Plappern ohne Imitation, ohne Sinnbedeutung.
U7 (21.-24. Lebensmonat): Durchschlafstörungen, kaum Nachtschlaf. Kein Kauen, nur Aufnahme flüssiger oder breiiger Nahrung. Vorliebe für gleich bleibende visuelle Muster. Stereotype Handbewegungen (Drehen, Wedeln, Klopfen, Kratzen). Schlaffe Muskulatur. Häufiges Hinfallen. Kein Blickkon-takt, Vorbeischauen, Verdrehen der Augen. Keine Neugier; Unwillen oder Angst bei Veränderungen der Umwelt. Evtl. Echolalie, auch verzögert. Benutzung von Wortschablonen, manchmal ohne richtiges Verständnis).
U8 (3.-4. Lebensjahr): unbegründetes Lachen oder Lächeln. Zehengang, stelzender Gang, Hüpfen. Eigenartige Essbedürfnisse und Essmanieren. Stereotype Beschäftigung mit unbelebten Dingen. Perseverieren beim Spiel. Starres Festhalten an Gewohnheiten. Geringe Reaktion bei Schmerz- und Kältereizen. Tendenz zur Selbstbeschädigung. Evtl. Augenbohren. Kontaktaufnahme durch Riechen, mit den Lippen, Betasten, Beklopfen. Zuhalten der Ohren bei bestimmten Schallreizen. Sprachfreier Kontakt mit der Umwelt, evtl. durch Hinführen; Personen als Werkzeug. Besserer Kontakt zu Eltern, schlecht zu Gleichaltrigen. Keine Imitation von Handlungen. Sprache: Evtl. Rückgang sprachlicher Fähigkeiten; Neigung zu Selbstgesprächen. Vertauschen von Pronomen. Störung der Sprachmelodie. Allgemeiner Sprachrückstand.
(Quelle: Bundesverband "Hilfe für das autistische Kind - Vereinigung zur Förderung autistischer Menschen"; nach Prof.H.-E. Kehrer, ehem. Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilung der Univ. Nervenklinik Münster.)